Kleine Ponyreitlehre

Vorwort

Die Reiterwelt ist voll von guten Sprüchen. Wer kennt zum Beispiel nicht diesen hier: Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Diese Weisheit sagt viel über unsere Motivation aus, warum wir uns heute in dieser technisierten Welt mit den Pferden und dem Reiten beschäftigen.

Einer der wichtigsten Sprüche, der dazu noch mit einem hohen Wahrheitsgehalt ausgestattet ist, ist aber dieser: Reiten lernt man nur durch reiten. Theoretisch reiten können gibt es nicht! Reiten in der Praxis könnt Ihr zum Beispiel auf meinen Ponies in der Ponyreitstunde üben. Nebenbei vermittle ich als Eure Ponyreitlehrerin Euch auch jenes theoretisches Grundwissen, ohne das es in der Praxis kaum geht.

Doch wer kennt das nicht... Wenn der Pferde-Virus einen erst einmal gepackt hat, dann versucht man alles verfügbare Wissen in sich aufzusaugen. Verfügbar ist viel auf dem Markt. So viel, dass es mir schwerfällt, eine Empfehlung auszusprechen. Gerade auch deshalb, weil sich vieles immer wiederholt. Wie könnte es auch anders sein, immerhin wird das Reiten nicht jeden Tag immer wieder neu erfunden. Wenn also jedes Jahr aufs Neue immer neue Lehrbücher gedruckt werden, dann hat dies sicher hauptsächlich seine Ursache darin, dass Autoren und Verlage Geld verdienen müssen - und nicht etwa, weil es irgendetwas neues, bahnbrechendes der Reiterwelt mitzuteilen gäbe.

Meine Ponyreitschule muss auch Geld erwirtschaften, dafür stelle ich Euch meine Ponies für die Übungen, mein Wissen und meine Zeit zur Verfügung. Als Ponyreitlehrerin muss und kann ich aus zeitlichen Gründen kein Geld durch das Publizieren von Lehrbüchern verdienen. Es freut mich daher besonders, dass sich mein Bruder, auch seit vielen Jahren Reiter, bereitgefunden hat, für meine Internetseite www.schulpony.de eine kleine, für meine Reitschüler frei verfügbare Reitlehre zusammen zu stellen.

Seid Euch bewußt - Ihr lest hier auch von ihm nichts Neues! Alle seine Aussagen wurden übrigens von mir Korrektur gelesen, so dass ich sicher sagen kann, dass nachfolgend hier nicht irgend ein Bullshit verbreitet wird. Diese Seite soll Euch die Möglichkeit geben, einen preiswerten Einstieg in die Reittheorie zu finden. Sie endet allerdings auf genau dem Niveau, dass meine kleinen Ponies abzurufen in der Lage sind. Keine Piaffe, keine Levade, aber genau das richtige Mass für meine Reitschüler. Ich wünsche Euch viel Spaß bei der Lektüre unserer kleine Ponyreitlehre.

Umgang mit dem Pony

Zu Eurer Sicherheit

Die Vorfahren unserer Ponies und Pferde durchstreiften in großen Herdenverbänden die Savannen auf der Suche nach Futtergras und Wasser. Als Pflanzenfresser reagierten sie bei Anzeichen einer Gefahr instiktiv durch Flucht. Auf der Flucht vor Raubtieren entwickeln die Tiere große Kraft und Schnelligkeit. Dieser Fluchtinstinkt ist Deinem Pony auch heute noch zu eigen. Erschrickt es aus irgendeinem Grund, so entwickeln es schnell so hohe Kräfte, dass es kaum zu halten ist. Ein Pony in Panik kann mit seiner Kraft sich selbst oder andere verletzen. Darum gilt als erster Grundsatz für den Umgang mit allen Pferden: Tue alles, um die Tiere nicht zu erschrecken.

  • Lauft nicht laut schreiend auf der Reitanlage umher, da ein Pferd dies als Angriff eines Feindes mißdeuten könnte.
  • Nähere Dich dem Pony nicht von hinten, da es Dich dort mit seinen beiden, nach außen weisenden Augen nicht sehen kann.
  • Gehe nicht hinter dem Pony herum, krabbele lieber unter dem Hals hindurch auf die andere Seite. Musst Du trotzdem einmal hinter dem Pony herum, so streichle dabei das Pferd über die Kruppe und sprich mit ihm, so dass es Dich zumindest fühlen oder hören kann.
  • Vermeide bei der Arbeit mit Deinem Pony jede ruckartige Bewegung. Führe alle Bewegungen beim Putzen und Satteln behutsam und vorsichtig aus.
  • Gewöhne Dein Pony langsam an neue, für es noch unbekannte Situationen.
  • Schließt immer das Haupttor zur Reitanlage, damit ein Pferd, falls es doch einmal ausbückst, nicht auf die Straße laufen kann.
  • Als zweite Maßnahme muss zur Sicherheit gewährleistet sein, dass die großen Kräfte, die bei der Flucht des Pferdes frei werden, im Falle einer Panik nicht zu schweren Verletzungen führen können.

  • Binde Dein Pony nicht an eine Kette. Benutzte Stricke mit Panikhaken oder binde spezielle Knoten, die sich zur Not auch unter Zug wieder lösen lassen. Binde den Strick nie an der Boxentür an, sondern benutze dazu nur feste Stellen, die für das Anbinden gedacht sind.
  • Gehe immer vor Deinem Pony durch eine Tür, damit ihr beide nicht etwa dazwischen eingeklemmt werden könnt.
  • Wenn Du ausnahmsweise einmal hinter dem Pony herum gehen musst, halte möglichst nahen Körperkontakt. Falls es erschrickt, ausschlagen und Dich treffen sollte, so ist die Wucht des Hufs umso geringer, je weniger das Pony hat ausholen können.
  • Werkzeuge mit Zinken, wie Heu- oder Mistgabeln bzw. Harken zum Einebnen des Hufschlags gibt es in jedem Stall. Sie dürfen aber keinesfalls dort stehen, wo sie zu einer Gefahr werden können.
  • Beobachtet Euer Pony

    Für jedes Mädchen ist ihr Pony das Liebste, was es hat. Im Spiel redest Du mit Deinem Tier und vielleicht redet es auch mit Dir und ihr versteht euch blendend. Leider können die Ponies in Wirklichkeit nicht mit uns Menschen sprechen. Deshalb müssen wir Menschen die Tiere beobachten, um zu verstehen, was sie mitteilen möchten.

  • Weicht das Pferd schon vor Euch aus, befindet es sich schon auf der Flucht. Vorsicht! Versucht durch beruhigende Worte das Vertrauen des Pferdes wieder zu gewinnen.
  • Ein Pferd in Panik würdest Du an seinem Blick und seinem Gesichtsausdruck erkennen.
  • Beachtet das Spiel der Ohren. Wenn Dein Pony die Ohren zurücknimmt, sollte für Dich Vorsicht angesagt sein! Irgend etwas mißfällt dem kleinen Burschen.
  • Was versteht Euer Pony?

    Für das Herdentier "Pferd" spielt die Rangordnung eine große Bedeutung. Ein aufrechter, selbstbewußter Gang signalisiert deshalb Deinem Pony, dass es in der Rangordnung nicht über dir steht. Sollte es öfter nach Dir schnappen oder zu Beißen versuchen, so habt ihr beide eventuell ein Problem mit der Rangordnung. Scheue Dich in diesem Fall nicht, Deine Ponyreitlehrerin anzusprechen und sie um Rat zu fragen. Die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd ist nicht einseitig. So kann Deine Stimme ein Pferd beruhigen, aufmuntern oder ängstigen. Dabei orientiert es sich am Tonfall. Benutze am besten diejenigen Kommandowörter, die das Pony schon kennt. Ein kurzes "Huf" bringt mehr Erfolg als ein langes "So Schatzilein, gib mir jetzt bitte einmal dieses Bein." Ganz wichtig: Viel Loben! Selten Strafen! Ihr werdet feststellen, dass eine Bestrafung durch Anschreien oder Schlagen meist zu keinem wirklichen Erfolg führt, sondern dass damit häufig das Gegenteil erreicht wird. Statt dessen sollte immer gelobt werden, wenn etwas am Ausbildungsstand des Ponies gemessen gut geklappt hat. Loben kann man mit der Stimme, durch Streicheln oder Klopfen. Wichtig ist, dass das Pony das Lob mit seinem Verhalten verbinden kann. Ob allein die Gabe eines Leckerchens oder ähnlichem als Lob gewertet werden kann, ist mehr als fraglich.

    Pony holen

    Wenn Ihr auf die Reitanlage kommt, dürfte in den seltensten Fällen Euer Pony schon angebunden auf Euch warten. Meist müsst Ihr es erst von der Wiese einfangen, es zum Stall führen, es dort anbinden, um es anschließend zu putzen.

    Das Halftern

    Mit Glück hat Dein Pony sein Stallhalfter schon oder noch auf, wenn ihr es holen wollt. Für den Fall, dass Du Pech hast und das Pony steht nackig da wie es erschaffen wurde, musst Du es erst aufhalftern. Das um den Kopf geschlungene Halfter gibt uns Menschen eine kleine Möglichkeit der Einwirkung auf das Pferd. Nach dem Aufhalftern wird der Führstrick am Halfter befestigt und schon kann es losgehen...

    Das Führen

    Weil der Strick am Stallhalfter "Führstrick" genannt wurde, ist klar, dass man mit seiner Hilfe das Pony führt. Doch aufgepasst! So leicht wie es klingt ist es nicht und auch hier kann man schon viel falsch machen.

  • Geführt wird in der Regel auf der linken Seite. Idealerweise ziehst Du Dein Pony nicht hinter Dir her, sondern es geht brav auf Schulterhöhe neben Dir.
  • Führe immer nur ein Pferd. Wenn Du mehrere Ponies von der Weide holen musst, gehe zur Sicherheit besser öfter.
  • Fasse den Führstrick mit beiden Händen. Deshalb ist er so lang! Laß ihn vor Dir in einem Bogen etwas durchhängen. Zieht Dein Pony jetzt den Kopf weg, kannst Du mit der rechten Hand loslassen. Bis sich der Ruck an Deiner linken Hand auswirkt, muss erst das Seil gespannt werden.
  • Verinnerliche diesen Ablauf. Versuche nicht, gleich mit der rechten Hand gegenzuhalten. Das Pony ist stärker und wird Dir den Strick durch die Hand ziehen, was gerade bei Kunststoffstricken zu schmerzhaften, regelrechten Hautverbrennungen führen kann.
  • Lege bitte niemals ein Schlaufe um eine Hand! In ihr wärst Du gefangen, wenn das Pony wegziehen würde.
  • Das Anbinden

    Am Stall angekommen wird aus dem "Führstrick" schnell ein "Anbindestrick". Suche Dir für Dein Pony einen geeigneten Platz zum Anbinden.

  • Es sollte nicht zu viel Gedränge herrschen. Idealerweise können sich die Ponies untereinander nicht in die Quere kommen.
  • Benutze zum Anbinden nur feste Stellen, die für das Anbinden gedacht sind. Binde Dein Pony niemals an bewegliche Teile an, auch wenn Dir dieses Teil noch so schwer vorkommen mag. In Panik entwickelt auch das kleinste Pony "Bärenkräfte", die das Teil bewegen können. Kommt das Teil dann auf das Pony zu, verstärkt das die Panik noch. Merke Dir: Boxentüren, Hindernisständer u.ä. sind fürs Anbinden absolut tabu!
  • Verwende nur spezielle Knoten, die sich zur Not auch unter Zug wieder lösen lassen. Deine Ponyreitlehrerin wird Dir diesen Knoten zeigen und mit Dir praktisch üben.
  • Hat man einen Kandidaten, der öfter dazu neigt, sich in angebundenem Zustand losreissen zu wollen , dann kann man überlegen, in die Anbindung eine Sollbruchstelle einzubauen. Diese besteht meist aus einer Schlaufe aus Bindegarn, welches in jedem Reitstall als Abfall irgendwo herumliegen dürfte. Im Fall der Fälle reißt dann nur dieses Bändchen, was schnell wieder ersetzt werden kann und Halfter oder Stricke bleiben unzerstört. Klar - das Pferd steht dann, meist verdutzt, dumm aber unversehrt auf der Stallgasse herum... Das Leben besteht halt aus Kompromissen. Wenn Du also irgendwann einmal ein Halfter in die Hand gedrückt bekommst, an dem eine Schlaufe um den unteren Halfterring geschlagen ist, so könntest Du es mit so einem Kandidaten zu tun haben. Nutze dann besser die Bindegarnschlaufe zum Anbinden.
  • Das Putzen

    Das Putzen Deines hoffentlich jetzt gut angebundenen Ponies dient seiner Gesundheit und seinem Wohlbefinden. Schönheit ist für die Tiere zweitrangig. Sie wälzen sich liebend gern im Dreck und legen sich so zu unserem Leidwesen eine feste Kruste zu, die wir vor dem Reiten zu entfernen haben. Größte Aufmerksamkeit ist beim Putzen aber zunächst den Hufen zu schenken.

    Putzzeug

    Jedes Pony hat seinen eigenen, mit seinem Namen beschrifteten Putzkasten. Der Inhalt dieses Putzkastens besteht aus

  • Hufkratzer
  • Striegel
  • Kardätsche
  • Hufpflege

    Die Hufe sind wichtig für das Pferd, ohne sie könnten sie nicht laufen und gingen lahm. Jeder Huf ist daher zu Beginn jedes Putzens aufzuheben und von unten zu kontrollieren. Lege dazu die Hand, mit der Du den Huf aufheben willst, auf den Pferdekörper und streiche dann am Bein herunter. Kurz bevor Du am Huf angekommen bist, gibst Du das Kommando Huf. Ist Dein Pony noch nicht so gut erzogen, kann man dabei versuchen, durch Drücken mit der Schulter das Pferd mehr Gewicht auf die andere Seite zu verlagern zu lassen. Dadurch ist weniger Gewicht auf Deinem Huf und Du schaffst es leichter, den Huf unter dem Körper hervorzuziehen. Wenn auch dies mißlingt, bitte um Hilfe, denn die Kontrolle der Hufe ist ungemein wichtig. Im Huf können sich nämlich kleine Steine verklemmen, die - wenn man sie nicht entfernt - in das Horn eindringen und zur Lahmheit führen können. Benutze den Hufkratzer, um die Rinnen im Huf von hinten nach vorn freizuräumen.

    Fellpflege

    Das Putzen des Fells Deines Ponies beginnt in der Regel mit dem Striegeln. Benutzte den harten Striegel aber nur an den bemuskelten Körperstellen. Stellen, an denen nur Haut über Knochen und Gelenken gespannt ist, sind für den harten Striegel tabu! Du weißt nicht, wo diese Körperstellen liegen? Da habe ich drei Tipps

  • Taste Dein Pony in einer Schmusestunde einmal richtig ab. Knochen und Gelenke kannst Du als hart ertasten. Muskulöse Partien sind weicher und wärmer.
  • Studiere die Anatomie und den Knochenbau der Pferde. Es ist später von Vorteil wenn man über die Knochen und Gelenke des Pferdeskeletts Bescheid weiß.
  • Übe an Stellen, an denen Du Dir unsicher bist, mit dem Striegel möglichst keinen Druck aus. Beobachte die Pferdeohren: Gehen diese zurück, tut's Deinem Freund vielleicht weh.
  • Was machen wir mit den groben Verschmutzungen an den empfindlichen Stellen, wie Kopf, Beinen und Gelenken? Sie versuchen wir mit einer groben Bürste zu beseitigen.

    Wenn die groben Verschmutzungen mit Striegel und Wurzelbürste beseitigt sind, kommt die Kardätsche zum Einsatz. Nimm die Kardätsche in die zum Pferdekopf gerichtete Hand, den Striegel in die andere. Wir bürsten immer "lang und mit dem Strich", also immer in die Richtung, in der die Haare im Fellkleid liegen. Wir setzen die Kardätsche vorn auf und folgen dem Verlauf der Haare nach hinten. Irgendwann ist Dein Arm lang und Du musst absetzen. Effizient ist es, wenn Du jetzt noch die Kardätsche am Striegel abstreifst, bevor Du vorne wieder aufsetzt. "Gegen den Strich" zu bürsten, ist Deinem Pony unangenehm.

    Wo wir doch schon über Effizienz reden... Wieviel muss eigentlich geputzt werden? Nun - zumindest müssen diejenigen Körperstellen sauber und frei von Sand und anhaftendem Staub sein, auf denen anschließend Sattel und Zaumzeug zu liegen kommen. Bliebe hier Dreck darunter, so würden sich bei der Arbeit zwangsläufig böse Scheuerstellen bilden. Schweiß und Sand unter dem Leder wirken wie Sandpapier. Durch gründliches Putzen muss dies sicher verhindert werden!

    Satteln und Zäumen

    Nachdem Dein Pony jetzt gründlich geputzt so angebunden vor Dir steht, kannst Du Dich entscheiden. Reiten oder ab in die Box... Deine Antwort kenne ich - natürlich willst Du erstmal reiten.

    Vorbereitungen

    Solange Dein Pony noch angebunden da steht, solltest Du nun alle Utensilien herbeischaffen, die im Anschluss benötigt werden. Ist das Pony erst einmal aufgezäumt, gestaltet sich das Holen fehlender Utensilien viel schwieriger. Also überlegen wir lieber einmal mehr, was wir alles so brauchen könnten.

  • Sattel mit Sattelgurt und Steigbügeln sowie Satteldecke
  • Zaumzeug mit Zügeln
  • evtl. Hilfszügel (z.B. ein Martingal, wenn dies Dir die Ponyreitlehrerin gesagt hat)
  • evtl. Schutzausrüstung für das Pony (Bandagen, Gamaschen, Sprungglocken)
  • persönliche Ausrüstung (Reithelm, evtl. -weste, Handschuhe)
  • Hilfsmittel (z.B. eine Gerte, wenn dies Dir die Ponyreitlehrerin erlaubt hat)
  • Das Satteln

    Nachdem Du alles herbeigeschafft hast, beginnst Du in aller Ruhe mit dem Satteln. Dein Pony ist ja immer noch angebunden und kann nicht weg. Wenn Du nicht weiterkommst, rufst Du Deine Ponyreitlehrerin. Ziehe zunächst die Satteldecke ganz in die Sattelkammer hinein, sieh zu, dass sich keine Falten werfen. Der Sattelgurt wird zum Satteln ersteinmal über den Sitz geschlagen. Die Steigbügel sind eingezogen. In dieser Kombination wird der Sattel auf den Rücken, etwas vor der korrekten Sattellage aufgelegt. Von dort wird er nach hinten in die korrekte Sattellage geschoben. Der Grund für diese Vorgehensweise findet sich wieder in der Ausrichtung der Haare im Fellkleid Deines Ponies. Die Haare sollen keinesfalls unter dem Sattel "gegen den Strich" zu liegen kommen. Der Sattel liegt idealerweise an der tiefsten Stelle des Pferderückens, dahin würde er sich auch ohne Festgurten sowieso bewegen. Wer sein Pony jetzt einen entsetzten Satz machen sehen will, der wirft nun den Sattelgurt mit Schwung über das Pony, wo er unten am Pferdebauch einschlägt. Wer aber sein Pony liebhat und ihm dies ersparen will, der geht auf die andere Seite und läßt dort den Gurt sanft herab. Bevor wir den Sattelgurt anziehen, denken wir an ggf. in den Sattelgurt zu verschnallende Hilfszügel. Während des Anziehens des Sattelgurts kontrolliert man den korrekten Sitz des Sattels nochmals dadurch, dass man eine flache Hand zwischen Sattelgurt und Vorderbein des Ponies legen können muss. So sehr Du jetzt auch ziehst, Du darfst niemals das Nachgurten vergessen!

    Schutzausrüstung für das Pferd

    Wenn es irgendetwas schützenswertes an einem Pferd gibt, dann sind dies seine Beine. Ohne Beine kann es nicht laufen. Ob und wenn ja welche Schutzausrüstung anzulegen ist, ist vom Einsatzfall abhängig. Die Entscheidung fällt letztenendes Deine Ponyreitlehrerin. Als Anfänger wirst Du nicht unbedingt gleich in Situationen geschickt, die ein Anlegen der Schutzausrüstung erfordern könnten: Springen, Geländeritte, usw. Du kannst dann dieses Kapitel überspringen.

    Bandagen

    Eine Bandage ist ein langes Band, ähnlich eines Verbandes, das dem Pferd beim Bandagieren um die Beine gewickelt wird. Damit dies ohne Falten zu werfen gelingt, wird die Bandage immer zunächst aufgerollt und dann beginnend am Röhrbein wieder um das Bein abgerollt. Nachdem das Fesselgelenk zur Hälfte umwickelt ist, wickelst Du wieder nach oben. Irgendwo ist die Bandage dann ganz abgerollt und ihr Ende muss fixiert werden. Eine Bandage darf nicht zu locker sitzen, da sie sonst während des Ritts herrunter rutscht. Andererseits darf sie nicht zu stramm gezogen werden, sie soll stützen, nicht einschnüren! Insgesamt ist das korrekte Anlegen einer Bandage keine einfache Angelegenheit. Du solltest Dir daher den richtigen Umgang mit der Bandage von Deiner Ponyreitlehrerin zeigen lassen.

    Gamaschen

    Weil Bandagen im Alltag etwas kompliziert zu handhaben sind, können sogenannte Gamaschen ihre Funktion übernehmen. Bei den Gamasche handelt es sich um spezielle Formteile für vorn links, vorn rechts, hinten links und hinten rechts, welche Du dem Pony um das jeweilige Bein legst und dann festschnallst. Auch hier gilt es, ein gesundes Mittel zwischen zu locker und zu fest zu finden.

    Sprungglocken

    Besonders kurze Pferde treten beim Galoppieren und beim Springen so weit hinten unter, dass sie unbeabsichtigt ihre eigenen Vorderhufe treffen können. Eine Sprungglocke soll den empfindlichen Hufballen des Vorderhufes bei Tritten der Hinterhufe schützen. Eine Sprungglocke ist meist aus schwerem Gummimaterial, das meist mühsam über den Huf gezwängt werden muss. Andere Formen lassen sich hingegen anschnallen.

    Das Aufzäumen

    In der Regel besteht der Zaum des Reitponies aus einem englischen oder hannoverschen Reithalfter mit Gebiss. Eins ist klar, das Ding muss an die Stelle, an der jetzt noch das Stallhalfter sitzt. Eine aufregende Sache denkst Du: Sobald das Stallhalfter runter ist, ist der blöde Bock frei und rennt vielleicht los... Gut wenn der Hauptzugang zur Reitanlage sicher verschlossen ist. Trotzdem gilt es sich als guter Reitersmann darauf vorzubereiten, denn nicht jedes Pony bleibt lieb und artig neben seinem Reiter stehen. Entweder schnallt man das Stallhalfter direkt nach dem Abnehmen vom Kopf nur noch über dem Hals zusammen. Oder man schlingt bereits die Zügel des Reithalfters um den Pferdehals. In ersterem Fall ist das Pony noch angebunden, bei der alternativen Lösung rennst Du Deinem Liebling hinterher, kannst ihn aber noch packen...

    Das Aufräumen

    Was sich reimt ist gut! Nach dem Aufzäumen folgt ein kurzes Aufräumen, bevor es mit Deinem Pony in Richtung Reitunterricht auf den Reitplatz oder in die Reithalle geht.

  • Das Stallhalfter wird meist angebunden am Stall zurückgelassen. Mindestens muss es dabei hochgebunden werden. Keinesfalls darf es am Anbindestrick herabhängen, weil sonst andere Pferde in das Stallhalfter hineintreten und so gefährliche Situtionen entstehen könnten.
  • Räumt Euer Putzzeug in den Putzkasten zurück und stellt diesen an einem Ort ab, an dem er andere möglichst wenig stört.
  • Der Weg zum Reitunterricht

    Für das Führen Deines Ponies in Richtung Reitplatz gilt sinngemäß das gleiche wie für das Führen am Stallhalfter und Führstrick. Es gilt "safety first". Die sicherste Methode, sein aufgezäumtes Pony zu führen, besteht wieder darin, die Zügel in beide Hände zu nehmen. Dazu müssen sie vom Hals herunter genommen und zwischen den Händen in einem Bogen geführt werden. Dabei ergibt sich aber eine weitere Gefahrenquelle, auf die ich Dich hinweisen muss: Anders als beim Führstrick bilden die zusammengeschnallten Zügel jetzt eine Schlaufe, in die Dein Pony - wenn Dir die Zügel aus den Händen entgleiten - treten kann. Über die Zügel würde das Gebiss brutal in das Pferdemaul reißen, so stark, dass sogar der Kiefer brechen könnte. Deshalb müssen die zwei Zügel beim Führen auseinander geschnallt werden. Tritt das Pferd jetzt auf einen Zügel, kann er immerhin noch unter dem Huf drunter herrutschen. Wer diesen Aufwand des auseinander und wieder zusammenknüpfens scheut, sollte besser die Zügel auf dem Hals belassen. Frag Deine Ponyreitlehrerin, welche Methode Du beim Führen Deines Ponies anwenden sollst.

    Die Ausrüstung des Reiters

    Spätestens jetzt vor Erreichen des Reitplatzes, musst Du noch Deine persönliche Reitausrüstung anlegen. Was gehört dazu? Folgende Liste nennt die Assessoires, die sich ein Reiter zulegen muss oder sich im Laufe der Zeit sicher zulegen wird.

  • Reithelm. Der Reithelm dient Deiner Sicherheit, dazu muss er aber gut passen, wenn er seinen Zweck erfüllen soll. Im Falle eines Sturzes schützt er Deinen Kopf. Dazu darf er nicht verrutschen und muss immer unterm Kinn festgeschnallt werden , damit er Dir nicht vorher vom Kopf plumpsen kann.
  • Stiefel. Zu Beginn empfehle ich Dir Gummistiefel. Sie sind viel preiswerter als der klassische Lederreitstiefel, der viel mehr Pflege braucht.
  • Reithose. Eine Reithose erkennst Du an der Lage der Nähte. Bei normalen Hosen liegen diese auch an den Innenseiten der Schenkel, was beim Reiten unangenehm drückt und irgendwann zu scheuern beginnt. Bei einer Reithose liegen die Nähte woanders, und wo nichts ist, kann nichts scheuern und drücken
  • Handschuhe. Besonders im Winter sind Reithandschuhe sehr angenehm. Einfache Reithandschuhe sind gestrickt und haben auf der Innenseite Stoppernoppen, die ein Durchrutschen des Zügels verhindern sollen.
  • Die Reitstunde

    Endlich ist der Reitplatz erreicht, doch bevor Du aufsitzen und losreiten kannst, musst Du noch ein paar Dinge beherzigen.

    Platz betreten

    Durch den vernehmlichen Ruf "Tür frei bitte" signalisiert man den schon in der Bahn befindlichen Reitern, dass man mit seinem Pony auch Einlaß begehrt. Öffne niemals sofort die Bandentür, sondern warte die Bestätigung "Tür ist frei" ab. Es wäre aber komisch, wenn jeder der anwesenden Reiter so anworten müßte. Zumeist wird sich daher der erfahrenste Reiter in der Bahn davon vergewissern, dass keiner der anwesenden Paare sich in der Nähe der Tür befindet und dann die Tür zum Öffnen freigeben. Als Reitanfänger sollte man es sich verkneifen, vorschnell zu anworten. Aber wenn Du einmal der Erfahrenste von Euch Reitanfängern sein solltest, mußt Du wissen, was die anderen von Dir erwarten. Bei geöffneter Bandentür ist jederzeit damit zu rechnen, dass jemand zur Tür hineinkommt. Schließe nach dem Betreten daher die Tür wieder, wenn Du nicht ganz genau weißt, dass gleich noch weitere Reitschüler nachkommen werden.

    Aufwärmen

    Manchmal ist es sinnvoll, sein Pony noch ein paar Runden auf dem Reitplatz zu führen, damit es schonend aufgewärmt wird. Auch Dir tun die paar Schritte mehr sicher gut. Für keinen Sportler ist es gut, ohne Aufwärmphase gleich in die Vollen zu gehen. Das gilt sowohl für den Reiter so wie für das Pferd. Während diese Aufwärmphase beginnt das Pferd bereits, sich zu lösen.

    Aufsitzen

    Nachdem letzte Steifigkeiten bei Dir und Deinem Pony beseitigt sind, geht es jetzt um die spannende Frage: Wie komme ich da rauf?

    Nachgurten

    Wer vor dem Aufsitzen jedoch das Nachgurten vergisst, ist schneller wieder unten, als ihm lieb ist. Also Nachgurten nicht vergessen!

    Die Bügellänge

    Die Länge der Steigbügelriemen ist variabel und muss passend für Deine Beinlänge und passend zur beabsichtigten Reitdisziplin eingestellt werden. Grundsätzlich sind beim Dressurreiten, der Disziplin, mit der man beginnt, die Steigbügel am längsten verschnallt. Günstig ist es, wenn man die Steigbügelriemenlänge noch vom Boden aus voreinstellt. Als Anhalt wird dazu häufig die Länge zwischen Steigbügelriemenschnalle am Sattel, an die der Reiter seine Fingerspitzen anlegt und seiner Achselhöhle als Mass benutzt. In die Achselhöhle muss sich der Tritt des Steigbügels ziehen lassen. Wer dies auf nur einer Seite macht und auf der anderen Seite versucht, die Bügellänge durch Abzählen der Riemenlöcher gleich einzustellen, kann Glück oder Pech haben. So gilt die Empfehlung: Stell Dich nach Einstellen der Bügel vor Dein Pony, geh vor ihm in die Hocke und kontrolliere die Länge der Bügel! Beim Weg vorn um das Pferd kannst Du jetzt auch wieder die Zügel über dem Hals verschnallen.

    Aufstieg

    Das Aufsitzen des Reiters gehört sicherlich nicht zu den beliebtesten Übungen bei den Ponies. Eben hat es sich noch frei gefühlt, dann diese zentnerschwere Last auf dem Rücken... Da muss ein Pony schon besonders brav und erzogen sein, um das jedesmal stillstehend zu erdulden. Es hat sich in der Reiterwelt eingebürgert, von der linken Seite aus aufzusteigen. Der Reiter faßt dann mit seiner linken Hand an den Vorderzwiesel des Sattels und mit der rechten Hand an den Sitz des Sattels. Der linke Fuß wird in den linken Steigbügel gestellt. Der rechte Fuß drückt ab, die Arme helfen ziehend, der rechte Fuß wird elfengleich über die Kruppe geschwungen, der Reiter gleitet federgleich weich mit seinem Gesäß in den Sattel. Soweit das Ideal. In der Praxis kann man anfangs froh sein, irgendwie drauf zu kommen. Und keine Frage: Anfänger erhalten Hilfestellung von ihrer Ponyreitlehrerin. Es sollte aber genug Ehrgeiz vorhanden sein, es irgendwann allein zu schaffen. Das Aufsitzen ist einer jenen Punkte, die man in der Theorie schlecht lernen kann - man muss es üben! Wenn Du dann einen Kandidaten hast, der nicht stillstehen will, dann habe ich noch einen Tipp für Dich. Versuche Dein Pferd durch leichtes Annehmen der Zügel leicht nach rechts gebogen zu stellen. Der Schwerpunkt des Pferderumpfes verlagert sich so in Richtung des Reiters. Bei Belastung des linken Steigbügels durch das Reitergewicht beim Aufsitzen hat der Pferdekörper die Tendenz, sich auf den Reiter zu zubewegen. Das Aufsitzen fällt so leichter, als wenn die der Pferdekörper beim Ausitzen von einem wegbewegen würde. Wenn das Aufsitzen verhältnismäßig gut geklappt hat, kann es keinesfalls schaden, sein Pony zu loben. Mach es einfach in der Hoffnung, dass es beim nächsten mal mindestens genauso gut oder sogar noch besser klappt.

    Steigbügel aufnehmen

    Fast alles auf der Welt hat zwei Seiten. So auch die Steigbügel. Man kann also seine Füße auf zwei Arten in die Steigbügel stellen: Falsch und richtig. Wählst Du die falsche Richtung, wirst Du das bald merken. Die Kante des Steigbügelriemens drückt dann nämlich unangenehm hart gegen Deine Schenkel. Die Füsse richtig herum hineingesteckt, liegt die Fläche des Riemens am Reiterbein an, was viel bequemer ist. Wer ohne Probieren die Steigbügel gleich richtig aufnehmen will, der führe seine Zehenspitzen von außen in die Steigbügel ein. Sobald die Zehen dann wieder geradeaus gerichtet werden, legen sich die Riemen sanft an. Das ist das ganze Geheimnis. Wer ein richtiger Reitersmann sein will, der nimmt einen verlorengegangenen Steigbügel sogar im wilden Galopp auf. Hier hilft nur praktische Übung in Deiner Ponyreitschule.

    Zügel aufnehmen

    Sofern man nicht schon beim Aufsitzen den Trick mit dem nach rechts stellen anwenden mußte, schlackern die Zügel noch auf dem Hals. Nun gilt es, über die Zügel einen leichten Kontakt zwischen Reiterhand und Pferdemaul herzustellen. Leicht - mehr nicht. Bei den Zügeln gilt ähnliches wie vorher bei den Steigbügelriemen ausgesagt: Wenn man's falsch anpackt, stören sie! Hier stören sie allerdings das Pferd. Grund ist mal wieder die Wuchsrichtung der Fellbehaarung - eben der Strich. Nimmt man die Zügel verkehrt verdreht auf, so schiebt die Kante des Zügelriemens die Haare gegen den Strich nach oben, was Dein Pony als unangenehm empfinden und dauerhaft zum Wundscheuern führen kann. Die Zügel werden in den zu Fäusten geballten Händen gehalten. Vom Pferdemaul her kommend werden die wie oben beschrieben korrekt gedrehten Zügel zwischen kleinem Finger und Ringfinger in die Faust hinein- und oben wieder hinausgeführt. Der Daumen sichert von oben gegen das Durchrutschen der Zügel. Deine Ponyreitlehrerin wird Dir die korrekte Zügelführung einmal demonstrieren.

    Anreiten

    Nachdem man nun sicher im Sattel platzgenommen, seine Füße in den Steigbügeln abgestellt und einen Kontakt zum Pferdemaul aufgenommen hat, kommen wir nun - endlich - zum Reiten: Anreiten. Dazu gibt der blutige Anfänger das Kommando "Hüh". Im klassischen Western buffen die Cowboys dazu ihren Sporen in die Seite. Du hast keine Sporen - mußt sie Dir erst verdienen. Wildes Treten in die Flanken kann Dein Pony vielleicht dazu bewegen, den ersehnten ersten Schritt vorwärts zu machen. Richtig geht anders: Richte Dich auf, mach Deinen Rücken gerade. Dann spannst Du kurz Deine Gesäßmuskeln an. Im gleichen Moment gibst Du mit dem Zügel nach. Wenn Dein Pony brav ist, kommt jetzt die Phase der Entspannung. Entspanne gleich wieder Deiner Gesäßmuskeln und genieße die ersten Schritte in der Gangart Schritt.

    Die Hilfen

    Geschafft, Dein Pony bewegt sich vorwärts. Vielleicht ohne es gewußt zu haben, hast Du gerade Deinem Pony eine Hilfe gegeben, die es veranlaßt hat, seine Bewegung zu verändern. Was gibt es noch für Hilfen?

    Stimmhilfe

    Die Stimme, besser der Tonfall der Stimme, kann Dein Pony beruhigen oder aufmuntern. Das kennst Du schon. Und prinzipiell sollte man sich diese Wirkung auch zunutze machen. Nur im Wettkampf auf Dressurwettbewerben ist die Stimmhilfe verboten. Hier soll der fortgeschrittene Reiter zeigen, dass er sein Pferd auch feinfühlig mit den anderen Hilfen, die jetzt nachfolgend beschrieben werden, führen kann.

    Gewichtshilfe

    Die wohl wichtigste Hilfe stellt die Gewichtshilfe dar. Sie entfaltet ihre Wirkung durch die Verlagerung des reiterlichen Schwerpunkts. Normalerweise sitzt Du gerade und aufrecht im korrekten Dressursitz im Sattel. Dein Schwerpunkt befindet sich über dem Sattel. Dein Körpergewicht stützt sich zu einem großen Teil über Deine beiden Gesäßknochen und einen kleinen Teil über die Innenseite Deiner Schenkel ab. Über die Steigbügel wird nur ein sehr kleiner Anteil Deines Körpergewichts in den Sattel geleitet. Dein Pony hat sich unter Deinem Reitergewicht ausbalanciert, muss es geschafft haben, denn sonst wärt ihr beide umgefallen. Wegen der verhältnismäßig langen Beine eines Pferdes bilden Pferd und Reiter ein recht instabiles System, das ständig neu ausbalanciert werden muss. Für den ungeübten Reitanfänger stellt dieser Balanceakt erstmal noch eine Klippe dar, beim Pony geschieht dies unbewußt im Gleichgewichtszentrum seines Gehirns. Jede kleinere (und erst recht größere) Störung des Gleichgewichts muss vom Pferdehirn korrigiert werden, das macht sich der Reiter zunutze. Durch das Vorschieben Deines Beckenbereichs hast Du Deinen Schwerpunkt leicht nach vorn bewegt und damit das bis dahin gehaltene Gleichgewicht bewust gestört. Würde das Pferdehirn nicht reagieren, so käme mehr Gewicht auf die Vorderbeine. Im Extremfall würde das Pferd nach vorne umknicken. Was machst Du, wenn Du unversehens von hinten angestoßen wirst? Du machst einen Ausfallschritt nach vorne. Und genau dies geschieht tendentiell auch beim Pferd. Über einseitige Belastung nur eines Gesäßknochens, kannst Du so auch den Schwerpunkt. zur Seite verlagern. Dies führt sofort zu einer großen Instabilität, weil die Beine ja nicht gerade weit auseinander stehen. Um nicht umzufallen, krümmt sich Dein Pony unbewußt in die Richtung, in der Du belastest. Deine Ponyreitlehrerin würde sagen: Es biegt sich. Mit der Stellung wird der Schwerpunkt des Pferdes, dessen Wirklinie durch den Bauch verläuft, in die entgegengesetzte Richtung verschoben. Insgesamt wird dadurch das System aus Reiter und Pferd wieder stabil. Dein Pony läuft eine Kurve. Dadurch dass die Gewichtshilfe einfach im Unterbewußtsein ausgeführt wird, kaum Übung verlangt, kann sie als "natürliche" Hilfe gelten.

    Schenkelhilfe

    Ob dies auch für die Schenkelhilfe gilt? Durch Berühren mit der Wade soll Dein Pony schneller gehen? Warum sollte das funktionieren? Um dies erklären zu können, müssen wir uns den Bewegungsapparat der Tiere vor Augen halten. Die Knochen (hier interessiert uns besonders das Hinterbein Deines Ponies) werden von Muskeln über die Sehnen bewegt. Jeder Muskel kann aber nur beim Zusammenziehen Kraft entwickeln - er kann nicht drücken. Daher gibt es immer zwei Muskeln an einem Knochen: Einen Beuger und einen Strecker. Noch einmal möchte ich Euch zum Selbstversuch einladen. Versucht Euch gegenseitig am Bauch zu kitzeln. Ihr werdet feststellen, dass Ihr Euch instiktiv zusammenkrümmt wenn zu kitzeln es beginnt. Seid Ihr dann in gekrümmter Position, sind die Bauchmuskeln zusammengezogen und es kitzelt kaum noch. Ähnlich ist es beim Pferd. Berührst Du einen gestreckten Muskel, so hat dieser die Tendenz, sich schnell zusammenzuziehen. Der entsprechende Knochen wird dann schneller als ohne Berührung bewegt. Dabei ist priniziell egal, was die Berührung durchführt: Dein Schenkel, eine Gerte oder ein Sporn am Fuß eines fortgeschrittenen Reiters. Wichtig ist nur, dass die Einwirkung genau dann erfolgt, wenn sich der gestreckte Muskel zusammenziehen soll. Mit Deinem Schenkel oder einer Dressurgerte wirkst Du auf das gleichseitige Hinterbein des Pferdes. Da dieses Muskelspiel ohne Zwang auszuüben einfach vom Nervensystem ausgeführt wird, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass es sich bei der Schenkelhilfe auch um eine natürliche Hilfe handeln muss.

    Zügelhilfe

    Dies ändert sich bei der Zügelhilfe leicht: Immerhin wird kein Pferd mit einem Stück Eisen im Maul geboren. Dein Pony wurde aber an das Gebiss gewöhnt, es kaut sogar darauf. Es tut ihm auch nicht weh, solange Du als Reiter nicht unangemessen daran ziehst. Merke: Der Zügel ist nicht zum Festhalten und Ziehen da! Zur Ausführung der Zügelhilfe drehst Du nur Deine Zügelfaust ein. Du ziehst nicht mit den Armen. Denn es reicht völlig, über die Zügel und das Gebiss einen kleinen Druck im Pferdemaul zu erzeugen. Das Pferd will diesem Druck ausweichen, winkelt seinen Kopf mehr in Richtung Hals. Dabei wird auch der Hals angehoben, was den eigentlich gewünschten Effekt darstellt: Die Änderung der Halsstellung setzt sich in der ganzen Wirbelsäule fort. Der Schwerpunkt des Pferdes wird leicht nach hinten verlagert. Deine Ponyreitlehrerin würde sagen, Dein Pony tritt hinten weiter unter. Tatsächlich tragen die Hinterbeine in dieser Situation eine vermehrte Last. Die Einwirkung der Zügelhilfe muss zeitlich sehr begrenzt erfolgen. Nach jedem Annehmen der Zügel folgt das Nachgeben. Nur in nachgegebenen Zustand kann die nächste annehmende Zügelhilfe wieder wirken. Ziehst Du die Zügel immer fester an ohne nachzugeben, so rollt sich Dein Pony im Hals ein, was mittelfristig zu Schäden an der Wirbelsäule führen kann. Durch einseitiges Annehmen eines Zügels läßt sich die Biegung des Pferdeskeletts in den Halswirbelbereich ausdehnen. Gelenkt wird Dein Pony aber mittels Deiner Gewichtshilfe, nicht mit dem Zügel!

    Die Parade

    In diesem Zusammenhang möchte ich Dir die Parade erklären. Sie ist eine Kombination aus allen vorgenannten Hilfen. Dein Reitergewicht wird nach vorn verlagert, die Zügelhilfe richtet den Hals und das ganze Skelett auf, eine Schenkelhilfe läßt das Pferd mit seinen Hinterbeinen weit unter den Rumpf unterzufußen. Deine Ponyreitlehrerin würde sagen, Dein Pony richtet sich mehr auf.

    Animierte Hilfen beim Parieren

    Je nach Stärke der Parade kann Dein Pony auch zum Gangwechsel animiert werden. Der Wechsel in die nächstlangsamere Gangart wird halbe Parade bezeichnet. Fortgeschrittene Reitersleute führen auch ganze Paraden aus. Sie bringen damit Ihr Pferd aus jeder Gangart zum Stehen. Als Anfänger gelingt Dir das hoffentlich aus dem Schritt.

    Die Gangarten

    Geschafft, Dein Pony bewegt sich vorwärts. Jedoch nur langsam, es schreitet.

    Der Schritt

    Der Schritt ist die langsamste Gangart. Die Hufe Deines Ponies fußen hier einzeln nacheinander. Drei Hufe berühren den Boden, während ein Huf verstellt wird. Nach vier Takten stehen die Beine wieder so wie am Anfang.

    Animierte Fußfolge im Schritt

    Wenn Du Dich als Reiter im Sattel ganz locker machst, schlänkern Deine Beine im Takt gegen den Pferdebauch. Das ist gut! Dies sind Deine ersten Schenkelhilfen, die genau dann wirken, wenn das jeweilige Hinterbein hinten steht und nach vorn bewegt werden muss. Mit etwas Übung kannst Du diesen Schenkeldruck verstärken.

    Der Trab

    Der Trab ist gekennzeichnet durch die diagonale Fußabfolge, die einen Zweitaktcharakter besitzt Durch diesen Zweitakt wird man als Reiter in schneller Folge hochgeworfen. Dies mit seinem lockeren Körper auszugleichen ist die Herausforderung für einen ungeübten Reiter. Deshalb beginnt man erst mit dem sogenannten Leichttraben.

    Animierte Hilfen beim Leichttraben

    Als Zuschauer denkt man, der Reiter würde dazu immer aktiv aufstehen und sich wieder hinsetzen. Doch so anstrengend wie vielleicht vermutet ist es gar nicht: Man läßt sich einfach jeden zweiten Takt hochwerfen. Mit etwas Timing setzt man sich im nächsten Trabtakt wieder in den Sattel. Das Reitergewicht ist in Bewegung nach oben und wirkt in dieser Phase nicht auf Dein Pony. Das macht es ihm leicht zu traben. Du versuchst mit etwas Knieschluß den Kontakt zum Sattel zu halten. Die Steigbügel sollen nicht viel mehr Last als sonst aufnehmen, denn das würde es dem Pferd nur wieder schwerer machen. Könner können sogar ohne Bügel leichttraben. Dies ist für Anfänger eine brutale Übung, die dennoch gern von Deiner Ponyreitlehrerin abverlangt wird, weil sie Taktgefühl, Knieschluss und Gleichgewicht schult.

    Der Galopp

    Der Galopp ist die schnellste Gangart Deines Ponies. Die Fußfolge entspricht einem Dreitakt und sie beinhaltet eine Sprungphase, in der kein Huf den Boden berührt. Der Anfänger wird aus dem Trab angaloppieren, Fortgeschrittene Reiter können auch aus dem Schritt angaloppieren. In Abhängigkeit von demjenigen Vorderbein, welches am weitesten nach vorn kommt, unterscheidet man Links- und Rechtsgalopp.

    Animierte Hilfen beim Angaloppieren

    Auf dem Reitplatz wird in der Regel auf der linken Hand Linksgalopp und auf der rechten Hand Rechtsgalopp geritten. Das korrekt gerittene Pferd ist dann in Richtung des Platzes gestellt und das innere Vorderbein fußt am weitesten nach vorn. Wenn stattdessen das zur Außenseite des Reitplatzes weisende Vorderbein weiter nach vorn greift, muss unterschieden werden, ob dies gewollt oder ungewollt ist. Wenn Deine Ponyreitlehrerin Dir dies als einen Fehler mitteilen will, ruft sie Dir 'falscher Galopp' zu. Fortgeschrittene Reitersleut reiten ab und zu auch bewußt 'Außengalopp'. Dazu ist das Pferd deutlich nach außen gestellt. Diese Stellung nach außen wird dann in jeder Ecke beibehalten, was nur einem ausgezeichnet durchgymnastifizierten Pferd gelingt. Den Wechsel von Links- in den Rechtsgalopp und umgekehrt bezeichnet man als Galoppwechsel. Wird dazu in eine langsamere Gangart pariert und daraus wieder angaloppiert, so bezeichnet man ihn als 'einfachen' Galoppwechsel. Fortgeschrittene parieren aus dem Galopp beim Kommando 'Aus dem Zirkel wechseln' bei Bahnpunkt 'X' in den Schritt, stellen in den nächsten drei Schritten ihr Pferd um und galoppieren wieder an. Könner beherrschen auch den 'fliegenden Galoppwechsel', bei dem das Pferd während der Sprungphase umspringt. Genau wie wir Menschen eine bevorzugte Hand zum Schreiben besitzen, hat auch Dein Pony beim Galoppieren eine bevorzugte Seite. Trotzdem soll diese nicht einseitig überstrapaziert werden. Im Reitunterricht wird Deine Ponyreitlehrerin Links- und Rechtsgalopp in ausgeglichen Zeitanteilen von Euch abfordern. Beim freien Reiten solltest Du als Reiter darauf Acht geben, dass beide Seiten gleichmäßig benutzt werden.

    Die Reitstunde

    Nachdem Du zumindest in der Theorie die Hilfengebung erlernt und die Gangarten kennengelernt hast, möchte ich Dir kurz erläutern, was in einer Ponyreitstunde so ab geht oder gehen kann. Denn nicht jede Reitstunde verläuft gleich. Eure Ponyreitlehrerin gestaltet den Unterricht ganz nach Euren Stärken und Schwächen, die es zu korrigieren gilt. Ausserdem nimmt die Rücksicht auf die Kondition von jedem einzelnen: Reiter und Pony. Trotzdem wird in der Reitstunde auch im Reiterjargon gesprochen. Das wichtigste will ich Dir vorab erklären...

    Richtungs- und Wegangaben

  • Linke Hand: Links (gegen den Uhrzeigersinn) herum
  • Rechte Hand: Rechts (im Uhrzeigersinn) herum
  • Innen: In Richtung Zentrum der Bahnkrümmung
  • Außen: Entgegengesetzte Richtung zum Zentrum
  • Erster Hufschlag: Meist ausgetretenes Rechteck nahe der Bande
  • Zweiter Hufschlag: Nach innen versetztes, kleineres Rechteck
  • Bahnregeln

    Das Bilden einer Abteilung sorgt auf dem Reitplatz für einigermaßen geordnete Abläufe. Reiten alle durcheinander würde dies schnell ins Chaos führen, wenn man nicht die Bahnregeln definiert hätte. Es dürfte für den Unterricht die Ausnahme dastellen, dennoch solltest Du Dir folgende Bahnregeln gut einprägen:

  • Linke Hand vor rechter Hand
  • Nach innen auf den zweiten Hufschlag ausweichen
  • Ganze Bahn vor Zirkel
  • Bei großem Gedränge reiten alle auf der gleichen Hand, so dass die erste Regel selten zu Anwendung kommen muss. Damit aber nicht die ganze Zeit nur in einer Richtung geritten werden werden muss, wird daher der erfahrenste Reiter in der Gruppe von Zeit zu Zeit mit dem Ruf "Handwechsel bitte" einen Richtungswechsel für alle gemeinsam einleiten. Als Reitanfänger solltest Du es Dir verkneifen, vorschnell von Dir aus einen Handwechsel zu fordern. Warte besser mindestens fünf Minuten, bevor Du selbst die Stimme erhebst, um bei den anderen nicht in Ungnade zu fallen. Wenn aber Du selbst einmal der Erfahrenste von Euch Reitanfängern auf dem Reitplatz sein solltest, dann solltest Du mindestens wissen, was die anderen von Dir erwarten könnten.

    Abteilung bilden

    Meist wird jedoch nach dem Aufwärmen von der Ponyreitlehrerin eine Abteilung gebildet. Ein erfahrener Reitschüler übernimmt nach Aufforderung den Anfang. Danach sortiert sie den Rest wie an einer Perlenschnur auf. Du solltest Dir dazu den Namen Deines Ponies gemerkt haben. Reitlehrer sind meist schon etwas in die Jahre gekommen und können nicht immer den Namen des Reitschülers parat haben. Sei dann Deiner Ponyreitlehrerin nicht böse, sondern reagiere einfach, wenn sie den Namen Deines Ponies aufruft. Wenn ein Kommando allen Reitern gleichzeitig gelten soll schickt Eure Ponyreitlehrerin den Zusatz "Abteilung" voran. Die Aufgabe der nachfolgenden Reiter besteht einfach erstmal darin, seinem Vordermann zu folgen, dabei aber immer eine Pferdelänge Abstand zu ihm einzuhalten. Für den Führenden ist die Aufgabe viel anspruchsvoller. Sie oder er muss die Bahnfiguren kennen, die die Ponyreitlehrerin im Verlauf der Reitstunde kommandiert. Auch Anfänger sollten sich diese Kommandos einprägen, damit sie später auch einmal die Tête übernehmen können.

    Bahnpunkte

    Professionelle Reitplätze und zumindest mit einer Bande ausgestatteten Reithallen dürften über die sogenannten Bahnpunkte verfügen. Manchmal nennt der Reitlehrer den Bahnpunkt, an dem eine Bahnfigur beginnen soll. Wenn man sich als Anfänger die Bahnpunkte nicht merken kann, so muss man ein wenig an der Bande herumsuchen, um den richtigen zu finden. Einen wichtigen Bahnpunkt gibt es jedoch, der nirgendwo angeschrieben steht und den Du Dir deshalb merken solltest: Es handelt sich um den Bahnpunkt "X", der sich genau in der Mitte des Platzes befindet. Hier auf dem sandigen Boden wollte die Farbe einfach nicht halten...

    Bahnpunkte

    Bahnfiguren

    Damit Du nicht ganz unvorbereitet auf die Kommandos Deiner Ponyreitlehrerin bist, habe ich Dir nachfolgend die fünfzehn wichtigsten Bahnfiguren zusammengestellt.

    Ganze Bahn Halbe Bahn Durch die Länge der Bahn geritten Durch die ganze Bahn wechseln Durch die Länge der Bahn wechseln Auf dem Zirkel geritten Auf dem Mittelzirkel geritten Volte Durch den Zirkel wechseln Aus dem Zirkel wechsen Aus der nächsten Ecke kehrt Einfache Schlangenlinie Doppelte Schlangenlinie Schlangenlinien durch die Bahn Durch die halbe Bahn wechseln

    Leichttraben

    Zum Eingewöhnen beginnt der Reitunterricht in der Regel mit etwas Leichttraben.

    Nachgurten aus dem Sattel

    Spätestens nach dem Leichttraben hat sich der Sattel auf dem Pferderücken gesetzt und Dein Pony dürfte jede Anspannung abgelegt haben. Es ist Zeit, noch einmal den festen Sitz des Sattelgurt zu überprüfen. Nun aber sitzt Du im Sattel! Ohne den linken Fuß aus dem Steigbügel zu nehmen, legst Du Dein linkes Bein über die vordere Sattelpausche. Mit der linken Hand klappst Du dann das Sattelblatt nach oben und versuchst einen der Sattelstrupfen zu erwischen, an dem der Sattelgurt verschnallt ist. Fass den Strupfen nahe der Schnalle und ziehe ihn nach Leibeskräften hoch. Dabei versuchst Du mit einem Finger den Dorn der Schnalle in das nächste erreichbare Loch im Strupfen zu schieben. Hat der Dorn in das Loch gegriffen, kannst Du den Riemen wieder langsam loslassen. Weil es zur Sicherheit immer zwei Sattelstrupfen gibt, wiederholst Du den Vorgang nochmals beim anderen Strupfen. Dann läßt Du das Sattelblatt wieder nach unten und legst Dein Bein zurück in die Position am Pferdebauch.

    Die Dressurlektionen

    Der Reitunterricht verläuft meist nicht nach festgelegtem Schema. Anfänger üben vor allem die Gangübergänge: Stand-Schritt, Schritt-Trab, Trab-Galopp, Galopp-Trab, Trab-Schritt und Schritt-Stand. Du wirst feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, sein Pony eine zeitlang stillstehen zu lassen. Häufig tritt es auf der Stelle oder geht sogar einen Schritt rückwärts. Wenn Du aber beim sogenannten Rückwärtsrichten rückwärts willst, dann droht das Ganze wieder in ein wildes Geziehe und Gezerre auszuarten. Kenn ich schon. Um so mehr üben wir das! Zur Verbesserung der Biegsamkeit werden viele Bögen ins Programm eingebaut: Zirkel, Schlangenlinien und Volten heißen die entsprechenden Kommandos. Aber auch wenn auf dem Hufschlag außen herum "ganze Bahn" geritten wird: Jede Ecke ist wie eine viertel Volte zu reiten. Fortgeschrittene versuchen noch die Stellung ihrer Pferde zu fördern und üben dazu die Lektionen Schenkelweichen, Vorderhandwendung. Wer all die hier genannten Lektionen mit seinem Pony beherrscht, der ist schon reif für eine Reiterprüfung.

    Die Springstunde

    Fortgeschrittene Reitschüler können auch schon mal in den Genuß einer Springstunde kommen. Zum Springen werden die Steigbügel ca. drei Loch kürzer gestellt. Im Galopp reitet man häufig im leichten Sitz, nur wenn vor einem Sprung getrieben werden muss, setzt sich der Reiter wieder in den Sattel. Über dem Sprung beugt der Reiter seinen Körper nach vorn, um mit dem fliegenden Pony im Gleichgewicht zu bleiben. Deine Ponyreitlehrerin wird Dich sachte an das Thema Springen heranführen. Eine erste Übung stellt das Überwinden von auf dem Boden liegenden Stangen dar. Ist die Stange auf jeder Seite mit einem Holzkreuz verbunden, nennt man dies Cavaletti. Ansonsten solltest Du Dir folgende Arten von Übungssprüngen einprägen: Steilsprung, Oxer, Trippelbare Um etwas Abwechslung in die Springstunde zu bringen, kann Euch Eure Ponyreitlehrerin über den einen oder anderen Sprung schicken und wird dazu einen dieser Ausdrücke gebrauchen. Auf Turnieren findet man noch Mauern und Gräben. Es wäre für eine kurze Übungsstunde zu aufwändig, diese Sprünge aufzubauen.

    Das Ende der Reitstunde

    Zum Ende der Reitstunde schmeißt man die Zügel nicht einfach weg. Eure Ponyreitlehrerin wird Euch alle mit dem Kommando "Zügel aus der Hand kauen lassen" dazu auffordern, langsam die Zügellänge zu vergrößern. Im Idealfall führt ein vorher gut gerittenes Reitpferd sein Maul hinter dem Gebiss hinterher - sein Hals wird länger, der Kopf geht nach unten, es streckt und entspannt sich. Wenn nicht schon direkt nach befriedigender Ausführung jeder einzelnen Lektion gelobt wurde, ist es jetzt zum Ende der Reitstunde bei dieser Übung höchste Zeit für Dich Dein Pony ausgiebig zu loben. Klopfe seinen Hals oder die Kruppe, wenn Du Dich so weit wenden kannst. Vergiss Deine Stimme nicht.

    Das Trockenreiten

    Je nach Intensität des Reitunterrichts und abhängig von der Witterung haben die Ponies geschwitzt. So naß dürfen sie nicht weggestellt werden, da sie sich bei Zug erkälten könnten. Also wird die Reitstunde mit dem Trockenreiten abgeschlossen. Wer seinem Pony etwas gutes tun will, kann den Sattelgurt um ein bis zwei Löcher verlängern. In der folgenden Entspannungsphase geht die Atem- und Pulsfrequenz auf das normale Maß herunter. Besonders unter dem Sattel kann der Schweiß auch mit dem Trockenreiten nicht verschwinden. Ist das Pony zu naß, muss es später eingedeckt werden.

    Das Absitzen

    Vor dem Absitzen und auch danach darf gern wieder gelobt werden. Zum Absitzen werden beide Füße aus den Steigbügeln herausgenommen. Der linke Arm wird auf dem Vorderzwiesel des Sattels abgestützt. Der Reiter holt mit beiden Beinen nach vorn etwas Schwung, um dann in der Bewegung nach hinten die Beine in Höhe der Kruppe zu pendeln. Eine leichte Körperdrehung dreht das rechte Bein über den Pferderücken ohne diesen zu berühren und der Reiter kommt Gesicht zum Pferd neben ihm auf dem Boden zur Landung.

    Das Verlassen des Platzes

    Nach dem Absitzen folgen noch Tätigkeiten, die schon vor dem Betreten des Reitplatzes durchgeführt wurden und Dir somit schon geläufig sein sollten. Ich referenziere hier also nur der Vollständigkeit halber auf die einzelnen Abschnitte:

  • Tür frei bitte
  • Führen des Ponies
  • Anbinden des Ponies
  • Aufhalftern
  • Hufe auskratzen
  • Fellpflege
  • Das Abtrensen

    Mit dem Abnehmen des Reithalfters wird dem Pony wieder sein Stallhalfter angelegt. Reinige das Gebiss der Trense mit Wasser und hänge das Reithalfter wieder an seinen Platz.

    Das Absatteln

    Prinzipiell erfolgt das Absatteln in umgekehrter Reihenfolge wie das Satteln. Für dem Abnehmen des Sattels sollte man sich die Mühe machen, den Sattelgurt über den Sattel zu legen, damit dieser nicht über den Pferderücken gezogen wird. Der Sattel ist nicht etwa irgendwie hinzuschmeißen, sondern ist zum Trocknen auf dem Sattelbaum aufzuhängen. Wird das Putzzeug nicht mehr gebraucht, wird es grob gesäubert und in den Putzkasten eingeräumt. Diesen stellst Du bitte an die dafür vorgesehene Stelle.

    Versorgen

    Bei nicht zu eisiger Witterung können die Beine mit Wasser aus einem Wasserschlauch abgespritzt werden. Abspritzen beseitigt den Schweiß und kühlt dabei. Beginne immer unten an den Hufen und arbeite Dich langsam mit dem kalten Wasser hoch, damit Dein Pony keinen Schlag bekommt. Bei warmen Wetter kann dann auch Hals und die Sattellage ausgewaschen werden. Vorsicht mit dem Schlauch: Es darf kein Wasser in die Ohren eines Pferdes kommen, da dadurch sein Gleichgewichtssinn beeinträchtigt werden kann. In der kühlen Jahreszeit muss ein stark verschwitzes Pony mit einer Abschwitzdecke eingedeckt werden. Stelle bitte auch sicher, dass es einige Zeit nach der Reitstunde Zugang zu frischem Wasser zum Saufen erhält. Gegen ein Leckerli zum Abschied ist sicher nichts einzuwenden. Ob und wenn ja was Du Deinem Pony eine größere Futterration geben kannst, hängt vom Arbeitspensum ab. Frag Deine Ponyreitlehrerin, ob Du ihm etwas geben darfst.

    Entsorgen

    Hat Dein Pony im Verlaufe der letzten Reitstunde irgendwo eine Hinterlassenschaft fallenlassen? Es gehört sich so, dass der Reiter die Pferdeäpfel auf eine Schaufel fegt und sie auf der nächsten Mistkarre oder dem Misthaufen entsorgt.

    Tschüß - Bis bald

    So lieber Reitschüler - damit ist die Reitstunde heute für Dich zu Ende. Ich hoffe, es hat Dir Spaß gemacht und Du kommst das nächste mal gerne wieder. Deine Ponyreitlehrerin freut sich schon auf Dich und nimmt auch gern noch die vereinbarte Aufwandsentschädigung von Dir entgegen. Auf dem Weg nach Hause kannst Du am Reiterstübchen noch eine Cola ziehen und hier und da noch einmal auf der Reitanlage innehalten. Vieles lernt man von anderen auch einfach nur vom Zuschauen. Begegne den anderen dabei immer fröhlich und höflich, dann wirst Du sicher auch manch guten Tipp von einem alten Hasen bekommen. Schließe bitte beim Gehen sorgsam die Tore der Reitanlage hinter Dir und komm gut nach Hause. Bis bald. Dein Schulpony

    Nachwort

    Lieber Reitschüler,

    gerade beim Reiten in der Abteilung ist es als Reitlehrer schwierig, allen seinen Schützlingen neben dem "Wie" auch das "Warum" zu erklären. Bei der Vielzahl zu korrigierender Anfängerfehler in einer Reitstunde reicht häufig die Zeit sogar nicht ansatzweise dazu aus, auch nur das "Wie" anständig zu erklären. Zum Beispiel ruft Dir Deine Ponyreitlehrerin - übrigend die kleine Schwester des Autors - folgendes, kurzes Kommando zu: "Fußspitzen hoch" anstatt Dir zu erläutern: "Ziehe die Fußspitze hoch, um Deine Wadenmuskulatur zu erhärten, damit Du mit dem harten Wadenmuskel besser treiben kannst." Ich habe noch keinen Reitlehrer getroffen, der im Abteilungsunterricht zu einem solchen Zuruf gekommen wäre.

    Als junger Reitschüler habe ich selbst aber immer den Grund vermißt, warum ich so wie kommandiert handeln sollte. Da hilft dem armen Reitschüler häufig nur das Studium der Theorie. Bücher waren in meiner Zeit die einzige Informationsquelle. Ich legte mir viele Bücher zu, es gab aber lange keines, welches das Thema allumfassend behandelt hat. So kaufte ich wieder und wieder ein neues Buch... bis sich irgendwann ein ganzes Bild für mich ergab. Zurückblickend kann ich sagen, dass es meinem reiterlichen Können einen gefühlt riesigen Schub gegeben hat, als ich den Grund des reiterlichen Handelns kennengelernt hatte.

    Als Autor dieser kleinen Ponyreitlehre hoffe ich, dass Dich meine geschriebenen Worte etwas in die Theorie des Reitens haben einführen können. Ich habe mich dabei bemüht, die Gründe des von Dir zu erlernenden Handels so gut es mir möglich ist, gleich für Dich mit zu beschreiben, so dass Du danach nicht auch noch woanders auf die Suche gehen musst. Gleichwohl kann es niemals schaden, auch woanders her weitere Informationen zu beziehen.

    Du wirst merken, dass diese 'kleine' Ponyreitlehre nur Dein Anfängerstadium umfaßt, aus dem Du sicherlich mit Fleiß und etwas Entbehrung bald heraus sein wirst. Schon für den Erwerb des kleinen Hufeisens oder des Jugendreiterabzeichens wirst Du mehr wissen müssen, als hier in dieser kleinen Ponyreitlehre beschrieben steht: Beurteilung, Krankheiten, Fütterung, Wer will, beschäftigt sich mit Rassen und ihrer Zucht, der Ausbildung der jungen Pferde oder den vielseitigen Facetten des Pferdesports.

    Die Pferdewelt ist riesig groß und der Weg zum Meister unglaublich weit.

    Es gibt viel zu erlernen und viel zu erleben...

    Möget Ihr immer mit Herz bei der Sache und mit dem Ohr bei Eurem Pony sein.


    (c) 2013 Rainer Selbach
    Letzte Änderung am 08. Januar 2013